Montag, 1. April 2019

Videobeitrag: Mahlberger Heide

Zeitzeugenberichte von der Mahlberger Heide.


Hinweis:
Die Bilder stammen von der benachbarten Heide in Alendorf-Ripsdorf, da die Mahlberger Heide nicht mehr in der ursprünglichen Form existiert.

Donnerstag, 15. September 2016

Orchideen und anderen Wildblumen bei Bad Münstereifel

Bilder von Orchideen und anderen Wildblumen , aufgenommen in der Nähe von Bad Münstereifel.

Auch wenn sie nicht auf der Mahlberger Heide blühen, sind die aufgenommen Blumen sehenswerte Raritäten.


Montag, 4. April 2016

Wo einst der Wacholder stand

Veröffentlicht im Jahrbuch des Eifelvereins 1997

Wo einst der Wacholder stand

Die Mahlberger Heide


Edgar Fass


Einst prägten ausgedehnte Hochflächen mit schönen Wacholderbeständen ebenso das Landschaftsbild im südlichen Teil des Kreises Euskirchen wie in der gesamten Eifel.Mit den Heideflächen verschwanden auch die imposanten Wacholderhecken aus dieser Gegend.Nur noch ältere Bewohner in den Dörfern des Münstereifeler Höhengebiets können aus eigener Erinnerung heute von den Heideflächen im Einzugsgebiet des Michelsberges,sowohl der Mahlberger als auch der Escher/Sasserather Heide berichten. Daneben gab es an der Kopnück bei Schönau noch ein kleineres, isoliertes Wacholdervorkommen.
Leider gelang es nicht wie andererorts in der Eifel,diese schützenswerten Flächen mit ihrer seltenen Flora und Fauna nis in die heutige Zeit zu erhalten.Die ganze Wacholderherrlichkeit fand bereits Anfang der dreissiger Jahre ihr Ende.Nur einige Exemplare konnten sich an der Kopnück (etwa 3 km Luftlinie entfernt) im Unterholz bis zur Urbarmachung 1955/56 halten.
Da dort sogenannte Aussiedlerhöfe entstanden,gingen auch diese verloren.
Bis zum Mittelalter bedeckten große Waldgebiete das Eifelland.Vielerorts rodete man ab dem späten Mittelalter große Waldflächen,um aus dem Buchen- und Eichenholz die begehrte Holzkohle zu gewinnen.Durch die beginnende Industriealisierung (zum Beispiel Eisenhütten) und dem Erzbergbau in vielen Gegenden der Eifel wuchs der Bedarf an Energie, den hierzulande mangels Kohlevorkommen nur die einheimische Holzkohle decken konnte. Die entwaldeten Gebiete blieben nach dem Kahlschlag brach liegen und waren somit ständig zunehmender Erosion ausgesetzt.Eine vernünftige Wiederaufforstung blieb bis auf wenige Beispiele aus.Nur bei günstiger Bodenbeschaffenheit ließen sich die Flächen für die Landwirtschaft nutzbar machen.So entstanden alsbald aufgrund der notgedrungen praktizierten Schiffellandwirtschaft ausgedehnte Hochheiden. Es war einst ein hartes Leben,das die Bauern in den Hochheidelandschaften der Eifel führten.Der ausgemergelte Boden war karg, und nur durch das Schiffeln konnte er für kurze Zeit in ein Saatfeld umgewandelt werden.Dazu hieb man die Heidesträucher mitsamt dem Wurzelgeflecht aus und warf sie auf kleine Haufen zum Trocknen zusammen. Man durchmischte sie anschliessend mit dünnen Zweigen und zündete sie an. Diese Schiffelfeuer brannten und schwelten tagelang.Nach dem Erkalten der Asche ließ man diese vom Wind auseinanderwirbeln,riss den entblößten Boden auf und pflügte den Aschedünger unter. Danach konnte die Aussaat beginnen.Diese einfache Düngemethode reichte für 2 Ernten. Danach ließ man den Boden wieder 15-20 Jahre brach liegen, so dass sich darauf wieder Heide entwickeln konnte.Weniger für den Ackerbau geeignete Flächen, etwa steinige und unfruchtbare Berghänge, blieben ganz der Vegetation überlassen und dienten einer extensiven Landnutzungsform als Weideland für Schafe.
So konnten sich auf diesen Brachflächen Zwergstrauchheiden mit dem Heidekraut(calluna vulgaris) und die Heidelbeeere(vaccinium myrtillus) sowie arnikareiche Borstgrasrasen und die Kiefer oder Waldkiefer (oinus sylvestris) und der Wacholder (juniperus communis)entwickeln.


Heidekrautbewuchs auf der Mahlberger Heide
                           ( Pinus silvestris L.) mit fruchtender Kriechweide( Salx repens L.)am Michelsberg

Noch 1840 machten die Schiffelwirtschaftsflächen und Ödländereien in der gesamten Eifel zusammen mehr als eine halbe Million Hektar aus.Mit einem neu gegründeten Eifelfonds gab der preussische Staat seit 1855 jährlich fast 10 000 Taler Zuschüsse, um trotz des Widerstands vieler Bauern einen Teil dieser Flächen mit Nadelhölzern aufzuforsten. Noch 1828 zählte man in der Gesamteifel 280 000 Schafe,deren Zahl dann aber immer mehr zurückging und nach 80 Jahren (1908) nur noch ein Zehntel des früheren Bestandes ausmachte (1).Um die Jahrhundertwende war das Wacholdergebiet Mahlberger Heide Teil der in der Eifel weit ausgedehnten Wacholderheiden und Magertriften, die wie fast überall der Urbarmachung mit Kunstdünger oder der Aufforstung weichen mussten.


Das Vorkommen der Wacholderheide in der Rheinprovinz
Quelle: Zeitschrift rheinische Heimatpflege 6/1934, Heft 1


Um den Schutz dieser letzten Wacholderheiden bemühten sich schon früh Naturwissenschaftler zu Beginn dieses Jahrhunderts, vor allem M. Koernicke und F. Roth in einem Artikel aus dem Jahre 1907 (2).Darin heisst es: " In ganz hervorragendem Maße erfreulich wäre es zum Beispiel, wenn eine größere Partie der Heide am Michelsberg unter Schutz gestellt werden könnte,wo der Wacholder durch imponierende Größe und Zahl besonders stark wirkt.jeden, der einmal Gelegenheit hatte, diese Heide in ihrer herben Schönheit kennen zu lernen, den wird wohl tief der Eindruck gepackt haben, den die düsteren Wacholdergestalten dort auf ihn machten.Da tauchen zuerst die Vorläufer auf, vielfach entstellt durch die Hand des Menschen,der den Wacholder in der verschiedensten Weise sich nutzbar macht.Doch bei weiterem Vordringen abseits von den Wegen tritt er einem bald in seiner ursprünglichen Form entgegen, bald wie die Cypressen italienischer Friedhöfe säulenförmig bis zu fast 7 Meter Höhe emporstrebend, bald sich zu mehreren ( oft mehr als 8 Meter im Umfang erreichenden) Büschen und Horsten ausbreitend. Das sind die Orte, die das scheue Birkwild zum Schlupfwinkel sich erkor, dienur selten des Menschen Fuß betritt"(3).
Nach den mündlichen Berichten älterer Zeitzeugen gegenüber dem Verfasser sollen in dieser Wachholderheide zwischen dem Michelsberg und dem nordöstlichen Nebengipfel Hohberg schon in den zwanziger Jahren nur noch Exemplare von in etwa Zimmerhöhe( also 2,30-2,50 Meter) vorgekommen sein.
Eine Studie aus dem Jahre 1933,datiert vom 10. März 1933, belegt: "Der Kreis Euskirchen hat größere Wacholderbestände nur in der Südecke der Bürgermeisterei Kuchenheim(im Südteil des Flamersheimer Waldes),die bis ins Zuflußgebiet der Ahr vorspringt, aufzuweisen.Hier sind nach mitteilung des Bürgermeisteramtes in Kuchenheim bei den Dörfern Wald und Scheuerheck(Meßtischblatt 3155)in Höhen von 400-450 Meter Sträucher von 4-5 Meter Höhe anzutreffen.Aber auch im Flamersheimer Wald sind die Wacholderbestände in den letzten Jahrzehnten an Umfang und Größe der einzelnen Exemplare zurückgegangen."
In der 1913 veröffentlichten Eifelvereins-Festschrift hat M. Koernicke auf die Gefahren für die Restbestände der Wacholderheiden hingewiesen.Er führte unter anderem aus:"Es würdenicht nötig sein, auf den Schutz derartiger Wacholderheiden hinzudringen-denn noch ausgedehnte Flächen der Eifel werden von solchen eingenömmen-wenn nicht auch hier durch Aufforstung im Laufe der Jahre eine schon sehr auffällige Reduktion eingetreten wäre".
Die Befürchtungen des Mahners haben sich für den Großteil der Eifel und leider vor allem,was die Bestände im Kreis Euskirchen betrifft,bewahrheitet,denn die schönen und vielgepriesenen Wachholderheiden sind hier völlig verschwunden.Die Aufrufe und mahnenden Worte zu deren Schutz und gegen die unvernünftige Zerstörung blieben letztlich ohne Erfolg.Das gilt leider auch für die Gebiete am Michelsberg mit der Mahlberger Heide sowie der Sasserather Heide in der benachbarten Mutscheid.
Einen letzten Eindruck vom Aussehen der Eifellandschaft im vorigen Jahrhundert vermittelt das Dorf Alendorf bei Blankenheim inmitten von drei geschützten Wacholderheiden gelegen.Dort handelt es sich um Grasfluren mit eingestreuten Wacholderbüschen von geringer Höhe, dazu Schlehen- und Weißdornhecken.
Der Standort der Mahlberger Heide befand sich gemäß den befragten einheimischen Zeitzeugen im Bereich der Gemarkungen Hasenbruch und Zehnmorgen mit Ausläufern in der Flur Neuer Rain (gesprochen Reen)unterhalb des 585 Meter hohen Hohbergs(5).Im letztgenannten Bereich wies der Wacholderbestand wie gesagt die größte Dichte und Höhe auf.Er wuchs dort sowohl im Unterholz als auch auf freier Fläche in Gruppen auftretend.Die mit Heidekraut,Borstengrasrasen mit Arnika bestandenen Heideflächen im Bereich Zehnmorgen/Hasenbruch überragten zumeist einzelstehende Kiefern und seltener auch säulenförmige Wacholderhecken, im Volksmund "Waachhecken" genannt.Nach zunehmender Dezimierung zu Anfang des Jahnhunderts verschwanden die letzten Wacholderhecken laut den Zeitzeugen in den frühen dreißiger Jahren durch rücksichtsloses Abschlagen für Räucherzwecke aus dem vormals so eindrucksvollen Bild der Heidelandschaft. Die Bauern aus den Dörfern dieser Gegend benutzten die Zweige gerne zum Räuchern des Fleisches, was diesem einen aromatischen Duft und Geschmack verlieh.
Die Birkhühner und Krammetsvögel ließen sich mit Vorliebe die Beeren schmecken und bekamen davon ihr würziges Fleisch.Auch die Einheimischen pflückten in früherer Zeit die Beeren zum Würzen von Speisen und Soßen.

die letzten Wacholderhecken am Michelsberg


Eine Anordnung vom 2.Juli 1773 besagte: "Das Wacholderkörner- oder Haselnußsammeln vor Sankt Michaelistag ist sub poena confiscationis et 6 Mark Strafe verboten"(6).
Nachdem das gesamte Gelände der Mahlberger Heide ab März 1945, als die amerikanischen Truppen den Rhein nzw. die unversehrte Rheinbrücke bei Remagen erreichten,und nach dem 2. Weltkrieg bis 1955/56 als Sprengplatz für übriggebliebene und nicht entschärfbare Munition herhalten musste, folgte der anschliessenden Sanierung durch den Kampfmittelräumdienst großflächig die Aufforstung mit Fichtenkulturen.
Im heutigen Landschaftsbild erinnert nichts mehr an die einst typische Heidepflanzen-und Tierwelt.Selbst der Name Mahlberger Heide ist den Einheimischen im Gegensatz zur sasserather Heide kein begriff mehr.Das Gelände kam aufgrund des Flurbereinigungsverfahrens zusammenhängend in den Besitz der Haniel`'schen Forstverwaltung.
Abschliessend noch einige Ausführungen zur früheren Fauna, wie sie die Zeitzeugen aus Mahlberg in ihrer Erinnerung bewahrt haben.
Das Heideland mit seiner typischen Strauchwerkvegetation, das am Hasenbruch in Mischwald und Wiesengelände überging, galt als ein sehr wild- und artenreiches Revier. Insbesondere bot das mit Hecken und Sträuchern durchsetzte Gelände vielen,darunter auch seltenen Arten wie Rebhuhn und Wachteln Schutz.
Seltener traf man noch Fasane und das scheue Birkhuhn an.Das letzte Birkhuhn in dieser Gegend erlegte im Jahre 1936 ein Forstmann in der Sasserather Heide.Der Vater des Verfassers erinnert sich noch an die Gegebenheit in seiner Jugend,dass er einmal ein Birkhuhn im Hasenbruch von seinem Gelege aufschreckte. Die in den zwanziger Jahren noch sehr zahlreich anzutreffenden Rebhühner suchten im Winter mit Vorliebe die Nähe von Quellen auf, weil sie in deren schneefreien Umgebung noch Futter vorfanden. Ausserdem gab es im Einzugsgebiet der Mahlberger Heide noch zahlreiche Füchse, Marder, Hasen, Kaninchen sowie Rotwild.
Der heute in dieser Gegend ganz fehlende Wacholder heißt im Volksmärchen der "Machandelbaum", wo das M wohl eine Umwandlung von W ist.Der berühmte Dichter Hermann Löns gebrauchte den Namen in seinem Buch von der Heide und widmete ihm die Verse, die sinngemäß auch einen Abgesang für die einstige Mahlberger Heide darstellen.

Es steht auf blankem Heidbrink.
Am Grauen Findelstein
Ein schwarzer, hoher Machangel.
So hagstolz und allein.
Der Stein, der wird zerschossen.
Der Strauch der Axt verfällt,
Der Brink wird abgefahren,
Sie passen nicht mehr in die Welt.




Heutige Restheide östlich des Michelsbergs


Anmerkungen

Die Bildzusammenstellung weicht von der Originalausgabe des Eifelvereinsjahrbuchs von 1997 ab

Quellenagaben

1)Artikel von M. Koernicke und F. Roth aus dem Jahre 1907
2) Festschrift Die Eifel, 1988,Die Eifel in preußischer Zeit, S.133
3)Beitrag M. Koernicke und Phot. von F. Roth aus dem Jahre 1907,unter anderem aus Pflanzenschutz in der Eifel,S.158/159
4) Zeitschrift Rheinische Heimatpflege -Wacholder in der Rheinprovinz 6.Jahrgang, 1934, Heft 1, Seite 7
5) W. Fass und P. Lethert aus Mahlberg
6) Stadt-Archiv Bad Münstereifel 18/111, S.113